Rückkehr nach Neuseeland – Aufbruch nach Fidschi

Am 2. April 2019 – und damit fast auf den Tag genau nach einem Jahr Abwesenheit – landen wir kurz vor Mitternacht in Auckland. In Anbetracht der späten Stunde verbringen wir die erste Nacht in einem Flughafenhotel und fahren erst am nächsten Tag nach Gulf Harbour, wo „Alumni“, zwischenzeitlich generalüberholt, auf uns wartet.

Nach einem umfangreichen Refit unter der bewährten Aufsicht von John und Wendy, mit denen wir in fast täglichem Emailverkehr standen, sind wir natürlich sehr gespannt, was sich an Bord getan hat, und wir sind mit dem Ergebnis sehr zufrieden: Neben den grundlegenden Instandhaltungsarbeiten gibt es viele Neuerungen und Verbesserungen, die wir schon lange auf unserer Wunschliste hatten, aber erst hier in Neuseeland mit seiner hochwickelten Bootsindustrie (jedenfalls im Vergleich zu anderen Ländern der südlichen Hemisphäre) verwirklichen konnten. Mit all diesen neuen Errungenschaften, zu denen auch der Ersatz mehr oder weniger der gesamten Navigations- und Kommunikationselektronik gehört, müssen wir uns natürlich erst einmal vertraut machen und diverse Einstellungen und Kalibrierungen durchführen. Natürlich klappt auch nicht alles sofort auf Anhieb, und so verbringen wir viele Nachtstunden, bis alles so eingerichtet ist, wie wir es brauchen.

Eine schöne Unterbrechung dieser Eingewöhnungsphase ist unser Besuch in Whangarei bei Gabi und Lutz, die hier ihre „SuAn“ für die anstehende Saison auf Vordermann bringen. Wir haben uns bei unserer ersten Pazifiküberquerung kennengelernt und zuletzt 2011 in Tonga gesehen. Vor einem gut bestückten „Hot Stone-Grill“ verbringen wir plaudernd einige fröhliche Stunden zusammen. Die beiden berichten unter anderem über ihre  Zeit in Japan, einem Land, das auch uns sehr reizt. Doch zunächst haben wir erst einmal ein anderes gemeinsames Ziel: Die südlichen Inseln der Lau-Gruppe von Fidschi – wir hoffen, uns dort wiederzusehen.

In Gulf Harbour fahren wir für Testfahrten immer mal wieder hinaus auf den Hauraki-Golf. Besonders in Erinnerung bleiben wird mir die Trimmfahrt mit Phil, dem Rigger, und seinem Mitarbeiter Rob, die unser gesamtes stehendes Gut erneuert haben. Über eine Woche lässt Phil uns ausharren, nie sind ihm Wind und Welle ausreichend für die finale Riggeinstellung, bis es dann am Freitag, dem 12. April, endlich passt. Und es bläst wirklich kräftig mit 25 – 30 Knoten. „Alumni“ wird mit Vollzeug sowohl unter Genua als auch unter Fock fast platt aufs Wasser gelegt, ich kann manchmal gar nicht mehr hinsehen, und dabei schrauben und werkeln Phil und Rob fröhlich vor sich hin und sind hochzufrieden über ihre Arbeitsbedingungen. Rob ist ein schieres Kraftpaket, der seinen Chef freihändig – ohne Winsch – in den Masttopp zieht. Dieser hingegen benötigt eigentlich gar keinen Bootsmannsstuhl, weil er bei entsprechender Krängung des Schiffes einfach so den Mast hinaufläuft. Am Ende der Fahrt sind alle drei Männer an Bord hochzufrieden und ich todmüde (mental geschafft?)!

So allmählich verlassen die „Tropenfahrer“ die Marina und machen sich auf den Weg nach Norden in die Bay of Islands, einem beliebten Platz, um auf ein passendes Wetterfenster zu warten.

 

 

Auch wir verabschieden uns am 16. April aus der Gulf Harbour Marina, die für 1 1/2 Jahre „Alumnis“ sicheres zu Hause war, und laufen bei strahlendem Herbstwetter aus, die leeren Schiffsbäuche inzwischen wieder gut mit Proviant gefüllt. Unser Tagesziel ist die Bon Accord Bay auf Kawau Island, die wir ganz gemütlich am frühen Nachmittag erreichen – perfektes Ansegeln nach einem Jahr Pause.

 


 

Auch der nächste Tag ist Segelvergnügen pur. Nachdem wir erst einmal den kabbeligen Kanal nördlich von Kawau Island hinter uns gebracht haben, geht es bei herrlich milden Temperaturen und ruhiger See mit raumem Wind zügig in die gut 40 Seemeilen entfernte Urquarts Bay bei Whangarei. Wir genießen unseren Sundowner noch gemütlich im Cockpit und schmunzeln wie immer über die uns umgebende Kulisse: Auf der einen Seite – ganz ländlich – grüne Hügel mit grasendem Vieh, auf der anderen die riesigen Türme der Raffinerie in der gegenüberliegenden Marsden Cove.

 

 

Am nächsten Morgen brechen wir früh auf. Das Wetter ist nach empfindlich kühler Nacht tagsüber nach wie vor sonnig und warm, der Wind hat allerdings deutlich zugelegt: Heute weht er ziemlich achterlich mit 20 bis 25 Knoten. Wir sind zügig unterwegs und überlegen, ob wir gleich bis in die Bay of Islands durchfahren sollen. Da es dort jedoch bei unserer Ankunft schon recht dunkel sein dürfte, nehmen wir von dieser Idee Abstand und gehen in Whangamumu vor Anker, einer beliebten und gut geschützten Bucht kurz vor dem Eingang in die Bay of Islands. Heute sind wir fast 50 Seemeilen gesegelt, in deutlich kürzerer Zeit als am Vortag – „Alumni“ und Besatzung laufen sich allmählich wieder warm.

Am nächsten Tag lassen wir zunächst zahlreiche Regenwalzen durchgehen, bevor wir uns gegen Mittag auf den Weg machen. Bei kräftigem Wind und ziemlich kabbeliger See nähern wir uns zügig Cape Brett. Kaum sind wir jedoch am Leuchtturm und dem Felsen mit dem „Hole in the Rock“ vorbei und können in die Bay einfahren, wird es schlagartig ruhiger (die Fotos haben wir übrigens – siehe unten – ein paar Tage später auf einem Rundflug gemacht).

 

 

Da in Neuseeland noch Osterferien sind und sich laut Aussage unseres Freundes John mindestens halb Auckland in der Bay of Islands tummelt, sind wir etwas skeptisch bezüglich der Ankermöglichkeiten in den recht engen Buchten der kleinen Inseln. Doch bereits unsere erste Option, die Waewaetorea Bay, erweist sich als Treffer. Wir ankern, gut vor Schwell geschützt, vor einem breiten Sandstrand.

Und dann beginnt das Warten in Opua, wir verlegen uns in die „Bay of Islands Marina“, füllen schon mal das seitenlange Formular zur Ankündigung unserer Ausklarierung aus und leiten es weiter an den Zoll. Spiegelbildlich ist ein entsprechendes, noch viel längeres Formular zur Ankündigung unser Ankunft an die Behörden in Fidschi zu senden. Ganz kurz blitzt die Hoffnung auf ein ganz frühes Wetterfenster nach Fidschi auf, sie währt jedoch kaum mehr als einen Tag, schon ist die Chance wieder vorbei. Zu tun haben wir an Bord noch mehr als genug, doch gelegentlich gönnen wir uns auch eine kleine Auszeit. So zum Beispiel am 23. April, als wir uns bei traumhaften Bedingungen von Paihia aus das Inselgewirr der Bay of Islands zur Abwechselung mal aus der Luft anschauen.

 


Russell, bis 1841 Neuseelands Hauptstadt

 

Der Touristenort Paihia

 

Opua, der Ein- und Ausklarierungshafen in der Bay of Islands

 

 

Die Tage vergehen sprichwörtlich im Fluge. Jetzt bahnt sich für den Zeitraum um den 1. Mai nach Durchgang eines Sturmtiefs aus der Tasmansee auf dessen Rückseite und der Vorderseite eines sich nähernden Hochs eine recht stabile Südwindphase an – Schiebewind nach Fidschi!

 

 



8 Kommentare

  • Monika und Günter Brand # Direkt antworten

    Liebe Sylvia, lieber Org!
    Eure aktuelle Position zeigt, dass ihr auf dem Weg nach Fidschi seid – allerdings ohne Fahrt zu machen. Wir hoffen, dass das nicht zutrifft und ihr gute Fahrt nach Norden macht. Cramer Tracking scheint nicht der große Hit zu sein! Wir grüßen und verfolgen euch von Tinos aus.
    Monika und Günter

    • Org # Direkt antworten

      Liebe Monika, lieber Günter, auch wir sind mit der Trackingdarstellung nicht zufrieden und suchen nach Alternativen. Neben der fehlenden Geschwindigkeitsanzeige stört uns vor allem die Routendarstellung bei Kreuzen des 180. Längengrads, und den queren wir im Augenblick ziemlich häufig. Auch die Auflösung des Satellitenbilds könnte besser sein, denn so ist z.B. der „Routenknick“ am 07.05. nicht erklärbar. Tatsächlich liegen wir an diesem Tag im North Minerva Reef, einem abgelegenen Atoll im Südpazifik, vor Anker und schlafen uns nach einer schnellen und bewegten Passage von NZ einmal richtig aus. Hier stimmen übrigens die Null Knoten (der Anker hat gehalten!). LG Sylvia und Org

  • Gerd Müller-van Ißem # Direkt antworten

    Alles Gute für den Kurs nach Fidschi.
    Schöne Bilder aus der Bay of islands. Russel war auch für uns auf unserer Neuseeland-Landreise ein toller Platz. Gerne sind wir zu Fuß zur Golden-Bay gegenüber zum Schwimmen gelaufen.

    Gerd&Helga vom Samtkragen

  • Peter Koob # Direkt antworten

    Wunderschöne Bilder; herrlicheAnkerplätze – die Nordsee kann das nicht bieten, aber auch schön.
    Jetzt seid Ihr unterwegs.
    Wir wünschen alles Gute.
    Bleibt zufrieden ( so wie das auf den Bildern aussieht) und vor allen Dingen fröhlich über Eure schönen Erlebnisse.
    Margret und Peter

  • Angelika & Franz # Direkt antworten

    Was für schöne Bilder! Ist das erst ein Jahr her, dass ich mit dabei war???

    Cramer -Tracking sagt, ihr seid noch beim Frühstück. Hoffentlich kommt ihr heute los.
    Mast- Schotbruch aus Köln !

    Franz und Geli

  • Hartmann's # Direkt antworten

    Hallo ihr Lieben,
    wir wünschen Euch eine gute und sichere Fahrt. Der Eintrag im Logbuch war wie immer schön zu lesen und auch für das Auge ist viel geboten . Auf diese Weise reisen wir ein Stück mit Euch .
    Danke dafür
    Liebe Grüße und wir sehen uns 🙂
    Kerstin und Artur

  • Jan und Maren # Direkt antworten

    Hallo Alumni,
    das sieht ja wieder klasse aus bei Euch. Wir wünschen Euch einen sicheren Trip zu den Fidschis. Ein bißchen folgen wir in 2020 Euren Spuren und haben für März Japan gebucht. Mit allen möglichen Verkehrsmitteln- außer Schiff.
    Liebe Grüße von der Winzermark
    Jan und Maren und Terry

  • Wendy & John # Direkt antworten

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    Best regards
    Wendy & John

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