Am 24. Dezember 2015 verlassen wir Mar del Plata bei herrlichstem Wetter und segeln südwärts. Die Halbinsel Valdes und den Golfo Nuevo lassen wir Steuerbord liegen, weil ihre größte Attraktion – rund 400 Glattwale, die hier ihre Jungen bekommen – sich schon auf den Weg zurück in die Antarktis gemacht haben. Wir ankern in einigen Buchten des argentinischen Teils von Patagonien, am schönsten die Caleta Horno, in der wir den Jahreswechsel ganz allein, ohne eine andere Yacht, verbringen. Je weiter wir nach Süden kommen, umso beeindruckender wird die Tierwelt: Immer öfter sehen wir Seelöwen, Delfine, die Nachhut der Wale, hunderte von Pinguinen, Albatrosse und andere Seevögel. Bei der Überquerung des oft stürmischen Golfo San Jorge haben wir eher ruhiges Wetter und erreichen den in einer Flussmündung gelegenen Fischereihafen Puerto Deseado. Von hier segeln wir in einem Rutsch rund 500 Seemeilen bis zur Südostspitze von Feuerland, da es zwischendurch keine Häfen gibt, die wir mit unserem Tiefgang sicher ansteuern können. Einen Tag vor Erreichen der Isla de los Estados am Eingang der Le-Maire-Straße erwischt uns dann noch ein Sturm mit heftigem Seegang – warum soll es uns besser ergehen als anderen Seglern, die sich hierher verirren?
Unser letzter Hafen in Argentinien ist Ushuaia, im Süden Feuerlands am Beagle-Kanal gelegen. Hier nehmen wir Guillaume als drittes Crewmitglied auf. Neben seinen hervorragenden Kochkünsten wird er uns bei den Anker- und Landleinenmanövern in den engen Caletas des vor uns liegenden Fjordlands eine große Hilfe sein. In Puerto Williams klarieren wir für Chile ein. Wettermäßig haben wir ein sehr schlechtes Jahr erwischt: El Niño sorgt dafür, dass sich neben den normalen antarktischen Sturmtiefs Tiefdruckgebiete aus dem Pazifik wie im Reißverschluss-Verfahren einfädeln und dazwischen oft nur ein knapper sturmfreier Tag liegt. Kälte, Schnee- und Regenschauer bestimmen das Wetter, die Sonne sehen wir in dieser Zeit nur selten. Trotzdem erwischen wir am 2. Februar 2016 ein kurzes Wetterfenster, um auf der Isla Hornos anzulanden und das magische Kap zu umrunden – ein Erlebnis, dessen Faszination man sich als Segler einfach nicht entziehen kann. Bis wir mit unserer „bebilderten“ Reiseberichterstattung auf dem Laufenden sind, stellen wir hier unseren Kurzbericht über die Rundung des Kaps an Familie und Freunde ein (bitte anklicken):
Danach folgen wir dem Beagle-Kanal, der sich in seinem westlichen Teil als „Allee der Gletscher“ durch außerordentliche landschaftliche Schönheit auszeichnet. Durch enge Fjorde geht es zur Magellanstraße, dann über ein verzweigtes natürliches Kanalsystem mit unzähligen unbewohnten Inseln weiter nach Norden. Wir fahren dicht an der Küstenkordillere der Anden vorbei; die bis in die Buchten reichenden Gletscher, das Gewitterdonner ähnelnde Geräusch, wenn sie kalben, und die in den Fjorden treibenden Eisberge sind atemberaubend. Zudem wird es immer sonniger und allmählich auch wärmer. Wir überqueren den berüchtigten Golf von Penas – den „Golf der Leiden“ -, erreichen wenig später die Insel Chiloé mit ihren schönen Holzkirchen und Pfahlbauten und sind damit zurück in der Zivilisation.
Am 28. März 2016 erreichen wir Puerto Montt und beenden die Segelsaison nach gut 4.000 Seemeilen seit Brasilien; Alumni hat jetzt insgesamt mehr als 50.000 Seemeilen in ihrem Kielwasser und liegt sicher vertäut in der Oxxean Marina. Den Rest des Jahres 2016 verbringen wir überwiegend in Deutschland, lernen aber auch den südamerikanischen Kontinent auf mehreren Land- und Wandertouren besser kennen: die Nationalparks in Patagonien, das Andenhochland von Ecuador über gesamt Peru und Bolivien bis in den Norden Chiles (Atacama-Wüste) und den Nordwesten Argentiniens. Wir besuchen die Iguaçu-Wasserfälle, Buenos Aires, Uruguay und das Seengebiet der sog. argentinischen und chilenischen Schweiz sowie die Weingebiete beider Länder.
Im November und Dezember kümmern sich unsere neuseeländischen Freunde John und Wendy in bewährter Weise um ALUMNI. Mitte Februar haben wir das Schiff voll verproviantiert und sind auslaufbereit. Nach einem fantastischen, extrem trockenen Sommer in Chile bläst allerdings im Moment ein kräftiger Nordwest, das bedeutet Regen und vor allem: Wind auf die Nase. In der nächsten Woche können wir aber wieder mit einer Winddrehung zu unseren Gunsten rechnen. Erwarteter Start: Mittwoch, der 22. Februar 2017. Über Isla Robinson Crusoe (Juan-Fernandez-Inseln) und die Osterinsel wollen wir nach Französisch-Polynesien segeln, Ende Mai auf Tahiti ankommen und für zwei Monate nach Hause reisen.
Eure Beschreibung der Reise auf See ist für mich perfekt (zwar nur platonisch) nachvollziehbar.
Die Schlechtwetterperioden habt Ihr bescheidenerweise nicht herausgestellt.
Die angegebenen Windstärken lassen Schlüsse zu.
Erfreut Euch an Eurem schönen und sicheren Schiff; wir tun das auch.
Grüße Margret und Peter
Danke für diesen 1. Kommentar im neuen Webseiten-Layout. Ihr gehört ja seit jeher zu unseren treusten „Followern“, selbst wenn unser Output momentan etwas tröpfelt… Und was Sturmbewältigung, z.B. auf der Biscaya, angeht, seid Ihr mit Eurer „De Baas“ selbst die größten Experten! LG Sylvia und Org